Tag 81
Vor drei Monaten feierten wir den achten Geburtstag meines großen Sohnes im Jump House Berlin. Auf dem Rückweg fuhr ich ihn zu seinem Papa nach Hause, denn es war Papa-Sohn-Wochenende. Er wohnt in Berlin-Neukölln. Nachdem ich die beiden abgeladen hatte, fuhr ich also die Sonnenallee lang. Wer Berlin-Neukölln kennt, weiß, dass dieser Bezirk aus chaotischem Straßenverkehr besteht. Autofahrer parken, fahren und bremsen wie sie wollen ohne irgendwelcher Vorwarnungen. In meinem Falle bremste ein BMW abrupt auf der rechten Spur ab und schlug eine leichte Rechtskurve. Super! Ich machte eine Vollbremsung und riss den Lenker sofort nach links. Kein Aufprall zu spüren. Mein Baby flog in die Gurte des Babysitzes. Die zwei Kinder auf der Rückbank verstummten. Der BMW-Fahrer stieg aus. Ich kurbelte das Fenster runter und fragte, ob es zu einem Zusammenstoß gekommen sei. Er nickte und sagte:“Ja, natürlich.“ Scheiße, ging mir durch den Kopf und vermutlich auch über die Lippen.Er sah die drei Kinder in meinem Auto. Ich erklärte, dass ich gerade von einem Kindergeburtstag kam und auf dem Weg nach Hause war. Dann stieg der Beifahrer aus und wollte die Polizei rufen. Der Fahrer, ein Deutsch-Türke,bot mir an,
es bei vierhundert Euro in bar zu belassen. Ich sagte: „Ok. Wo ist hier eine Bank?“. Der Beifahrer jedoch überredete mich, die Polizei zu rufen, die Versicherung würde doch zahlen. Nach drei Monaten nun bekomme ich die Rechnung von meiner Versicherung. Ich soll eineinhalbtausend Euro in den nächsten sechs Monaten zahlen, sonst steigt meine KfZ-Versicherung 2018 auf zweitausend Euro an.
WIE BITTE?
Ich habe immer noch finanzielle Probleme, weil der Mai 2017 nicht gedeckt war. Ich erinnere, ich muss dem BAföG-Amt noch eineinhalbtausend Euro zurückzahlen und das Jobcenter verweigert bis heute die Zahlung für den Monat Mai 2017. Und jetzt soll ich auch noch die gleiche Summe bis März 2018 an meine Versicherung zahlen? In dieser Zeit haben drei meiner vier Kinder, mein Mann und ich Geburtstag. Außerdem ist Halloween, Nikolaus, Weihnachten und Sylvester in dieser Zeit. Von was soll ich das alles bezahlen? Ab Januar 2018 muss ich auch die achthundert Euro an meinen Ziehvater zurückzahlen, die er mir in den Sommerferien geliehen hat. Sonst hätte ich meinen Kindern kein Essen kaufen können. Ab Oktober 2017 kommen weitere einhundert Euro Kitakosten auf mich zu, weil mein Sohn, wie bereits berichtet, eingewöhnt wird.
Das geht alles nicht mit sechshundert Euro Hartz IV im Monat!
Selbst mit Kindergeld ist das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Das Erziehungsgeld wird beim Jobcenter als Einkommen gerechnet. Somit habe ich in der Babypause nichts von dem Geld gehabt. Nur in den drei Monaten Februar bis April 2017, als ich BAföG und Wohngeld bezogen habe, hatte ich die dreihundert Euro mehr auf meinem Konto, von denen ich den TÜV und die Reparaturen für mein altes Auto bezahlt habe.
Also neun von zwölf Monaten Erziehungsgeld hat das Jobcenter sich unter den Nagel gerissen!
Und das Wohngeldamt ist aus meiner Sicht mit schuld. Denn es hat das Wohngeld ab November 2016 (Geburt meines Sohnes) abgelehnt, obwohl das Jobcenter ausdrücklich darauf hinwies, dass ich Anspruch auf Wohngeld hatte. Dadurch sprang das Jobcenter ein und forderte jedoch im Nachhinein das Geld für November 2016 bis Januar 2017 zurück, indem es das Erziehungsgeld vom Jugendamt und das Kindergeld von der Familienkasse einbehielt.
In was für einen familienfeindlichen Staat lebe ich hier eigentlich? Und sowas nennt sich sozial? Das ist non-sozial! Es kann doch nicht sein, dass man frisch gebackenen Müttern das Erziehungsgeld wegnimmt und sie mit Ablehnungsbescheiden bombardiert während sie einfach nur ihr Baby stillen und glücklich sein möchte. Was ist das für ein Wochenbett? Nach einer Geburt ist der weibliche Körper extrem verletzt und braucht Zeit, sich wieder zu regenerieren. Ruhe, Pflege und Liebe ist das Einzige was da hilft. Doch meine Hebamme bekommt ihr Geld von meiner Krankenkasse nicht. Und obwohl ich mein Kind überall sofort angemeldete habe, bekomme ich die Quittung, indem ich bis heute sechzig Briefe schreiben musste, um den Wechsel vom BAföG- und Wohngeld-Amt zum Jobcenter und wieder zurück hinzubekommen.
Ich sage Euch, das war kein schönes Babyjahr! Denn ich hatte keine Ruhe! Wie Ihr ja wisst, bin ich bis April 2017 mit meinem Kleinen noch zur Schule gegangen und habe Klausuren geschrieben. Dann die Zwangspause, weil Babys im Unterricht nicht gestattet sind. Zu Hause lernen ist bei dem Stoff in der zwölften Klasse eh mit Stillkind nicht machbar. Und dann der Ämter-Streit bis zum Sozialgericht in mehreren Fällen! Und jetzt auch noch diese vergoldete Stoßstange für eineinhalbtausend Glocken. Wie soll ich denn da noch nach vorne schauen?
Währenddessen scheint mir die warme Herbstsonne auf den Rücken und blendet mich im Display meines Laptops. Was soll ich nur tun? Abwarten? Auf was? Das Geld fällt ja nicht vom Himmel, oder doch? Im Moment regnet es hauptsächlich Bastel-Kastanien 🙂 Erst mal tief durchatmen.
Bis bald. Eure Maria
Gut! Sehr gut!