Tag 98
Bald muss der Kleine in die Kita, damit ich wieder ins Kolleg gehen kann, um endlich 2019 ein Abitur absolvieren zu können. Doch was ist da in unserer Kita los? Seine Schwester kommt immer wieder mit einem roten Po aus der Kita nach Hause. In den Sommerferien ging die Rötung mit viel Pflege (Ausprobieren verschiedener Hautcremes), zartem Einklopfen der Creme in die Haut und frischer Luft zum Glück weg. Doch kaum ging sie wieder nach sechs Wochen in die Kita, wurde es erneut schlimmer. Ich sprach die Erzieherin an, die meistens die Nachmittagsschicht hatte, und bat die Sache zu beobachten, um die Ursache herauszubekommen. Ich vermutete, dass das Reinigungsmittel der Toiletten sehr aggressiv auf der Haut reagieren könnte. Angenommen, diese Chemikalie wirkt über Nacht ein und wird am folgenden Morgen nicht klar abgespült, so kommen die Chemikalien morgens direkt mit dem Po meiner Tochter in Kontakt, weil ich sie vor der Übergabe stets auf die Toilette bitte. Ich bin ganz stolz, dass sie mit ihren zweieinhalb Jahren schon trocken ist. Das kam von ganz allein. Eines Tages wollte sie einfach keine Windel mehr angezogen bekommen. Jedenfalls gab ich der Kita eine Creme, bei der wir das Gefühl hatten, die hilft gegen die Rötung. Auch nach einem Gespräch mit der Putzfrau hieß es weiter, es sei alles nach Vorschrift.
Dann stand ein Gespräch mit der Erzieherin an und ich dachte noch, es sei ein Entwicklungsgespräch. Nachdem ich den Termin vorletzten Freitag leider total vergessen hatte, weil ich zum ersten Mal seit langem drei Stunden ganz allein sein durfte und in die Pilze ging, holte ich den Termin letzte Woche nach. Statt eines Entwicklungsgespräches erfolgte ein Verhör zu dem roten Po meiner Tochter. Die Kita-Leiterin sagte mir, sie habe eine Anzeige beim Kinderschutzbund gemacht wegen Kindeswohlgefährdung. Es sei zu vermuten, dass ich mein Kind schlage. WIE BITTE? Mein Kind habe in der Kita erzählt, dass Mama sie haut. Ach so, natürlich. Ich habe die Creme ganz vorsichtig in die oberste Hautschicht des Popos geklopft, weil Reiben ihr zu sehr weh tat. Aber das spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Ich war total geschockt und konnte es nicht fassen, dass ausgerechnet ich in das Fadenkreuz geraten sein soll, wo ich doch die Einzige Person war, die mehrere Cremes gekauft, das Kind eingecremt und auf diese Reizung aufmerksam gemacht hat. Und jetzt ist eine Anzeige beim Kinderschutzbund gegen mich registriert? Ich muss im falschen Film sein. Als ich das dem Vater erzählte, konnte er es genauso wenig fassen und überlegte konsequent Schritte gegen die Kita einzuleiten. Er möchte nun auch mit der Kita-Leitung über diesen Sachverhalt sprechen. Nun ist erst einmal ‚Tag der deutschen Einheit‘, doch morgen am Mittwoch hoffe ich, dass ich noch einen neuen Termin für diese Woche mit der neuen Kita-Leiterin bekomme. Ja genau.
Die Leitung ist nicht das Einzige, was in der Kita wechselt. Auch Erzieherinnen und Köchinnen wechseln wie im Taubenschlag. Was ist das für eine Betreuung? Ist denn das Urvertrauen unserer Kleinen gar nicht mehr wichtig? Und ist der Gesundheitszustand der Kinder nur dann wichtig, wenn es darum geht, so viele Kinder wie nur möglich nach Hause zu schicken und erst mit einer Gesundschrift wieder aufzunehmen, um den Personalschlüssel halten zu können, weil die Anzahl der Erziehenden nicht ausreicht, um auf die Anzahl der Kinder aufzupassen? Mal ganz abgesehen von dem Arbeitsklima und der Motivation der Arbeitskräfte, ist deren Gehalt ja wohl ein Witz. Unsere Kinder sind doch das Wichtigste für uns Menschen. Wie können wir da einer Person, die sich um das Wichtigste in unserem Leben kümmert, nur durchschnittlich zweitausendeinhundert Euro brutto (www.gehaltsvergleich.com), also rund eintausendfünfhundert Euro netto in Berlin-Köpenick (www.gehalt.de) für diesen verantwortungsvollen Job geben? Viele Kinder sind über acht Stunden in der Kita. Bei vollberufstätigen Eltern sind es sogar mehr als neun Stunden täglich. Das heißt, sie werden fünfundvierzig Stunden in der Woche von diesen frustrierten Erziehenden betreut.
Als Mutter kann und darf ich solche Beschuldigungen nicht auf mich sitzen lassen. Eher sehe ich mich in der Pflicht, die Ursache für diese Schuldzuweisung herauszufinden. Also schrieb ich das Problem als Mail zu den Eltern der Kitagruppe. Und siehe da. Die Elternsprecherin bestätigte, dass es sehr viele fragwürdige Vorfälle gab und gibt. Doch die Kita weist jeden Vorwurf von sich. Das nun jedoch die Eltern selbst ins Vesir geraten, ist neu. Laut eines Artikels in der ‚Zeit online‘ vom 30.06.2016 wird das Thema „Pädagogische Schieflache in den Kitas“ anschaulich beschrieben. Dieses Problem existiert nicht erst seit gestern, dass unsere Kitas zu Ablade- und Aufbewahrungsstationen verkommen.
Doch wir Eltern können uns wehren. Unser Kinderarzt konnte bestätigen, dass es sich bei dem roten Po unserer Tochter um eine Überempfindlichkeitsreaktion gegen Reinigungsmittel handeln muss und schrieb zusätzlich auf das Attest, welches die Kita von mir verlangte, dass äußere körperliche Gewalt auszuschließen sei. Bei einer Elternversammlung werden wir nun alle Vorfälle der letzten vier Jahre zusammentragen und dokumentieren. Im Zweiten Schritt werden wir die Kita damit gemeinsam beim nächsten Elternabend konfrontieren und erwarten eine Stellungnahme. Erfolgt kein Eingeständnis oder Einsicht über die aufgezählten fahrlässigen Vorkommnisse, so werden wir Eltern gemeinsam eine Anzeige beim Kinderschutzbund gegen die Kita stellen und eine Kita-Aufsicht vor Ort beantragen.
SCHAUT NICHT WEG! SCHAUT NACH UND HANDELT!
unter www.dksb.de – Deutsche Kinderschutzbund
Bis bald, Eure Maria.
Bildquelle: http://www.kinderschutzbund-berlin.de/journalisten/pressefotos.html