Tag 614
Doch mit dieser bahnbrechenden Erkenntnis schien mir der Durchbruch zur Selbstverwirklichung gelungen zu sein.
Aufgrund einer Grippewelle traf mich in den Ferien eine äußerst hartnäckige Virusart, weshalb ich drei Tage in eine Art Fieberschlaf gefallen bin. Ich hatte schon fast vergessen, wie sehr tagelanges Fieber dem Körper zusetzt. Die Ferien konnte ich also, was Lernen anging, total vergessen. Und das, obwohl in der Woche danach die erste der letzten Klausuren in der 13. Klasse anstand. Was im Delirium allerdings geschah, war gruselig und faszinierend zugleich. Im Fieberschlaf hatte ich einen penetranten Drei-Minuten-Traum, der sich über eine gesamte Nacht pausenlos wiederholte. Ich träumte von einer physikalischen Frequenz, welche der Schlüssel zu einem psychologisch-physikalischen Phänomen war. Ich speicherte diesen Geistesblitz sofort als Audio, um ihn nicht zu vergessen. Die Analyse und Ausarbeitung folgt in meinem Buch „Relative Universen“, an dem ich gerade schreibe.
Zum Glück wurde ich zum Ende der Ferien gesund und schrieb die Deutsch-Klausur in Form einer Interpretation über das expressionistische Gedicht „Die Schlacht bei Saarburg“ von Alfred Lichtenstein um 1914. Eine Woche später schrieb ich meine letzte Klausur im Leistungskursfach Physik in Abiturlänge (270 Minuten) mit dem Hauptthema des letzten Semesters „Atom- und Kernphysik“. Mittlerweile habe ich von dieser bereits das Ergebnis. Ich schrieb sie mit einer Eins minus. Diese Leistung beeindruckte mich selbst über alle Maßen. Ich begann mein Zimmer mit selbstkreierten A2-Plakaten zu tapezieren. Mittlerweile sind drei Fünftel meiner Zimmerwände mit mathematischen, physikalischen und anatomischen Informationen übersät. Diese Woche schrieb ich im Leistungskurs Mathematik über alle vier Semester ebenfalls in Abiturlänge (300 Minuten) mit den Themen „Analysis“, „Analytische Geometrie“ und „Stochastik“. Das Ergebnis steht noch aus. In drei Tagen schreibe ich in Psychologie normal (90 Minuten) über „Depression“, übernächste Woche in Biologie über „Evolution“ und in Englisch über „Medien“. Am 11. März folgt dann die allerletzte Klausur vor den Abitur-Prüfungen im Ergänzungskurs Mathematik über „Rechnen mit Komplexen Zahlen“.
Alles klar!!! Ich rocke das!
Am 17. Juni werde ich endlich mit 35 Jahren mein Abiturzeugnis in den Händen halten. Die nächsten Schritte stehen bereits fest. Ich werde mich für das Wintersemester 2019 in Potsdam auf einen Doppel-Bachelor-Studien-Platz in „Mathematik“ und „Physik“ bewerben. Parallel beginne ich den Bachelor im Fernstudium in „Psychologie“ an der Universität Hagen. Das Ziel ist mit den Mastern in Astrophysik und Psychologie anschließend den Master in „Luft- und Raumfahrt“ an der Technischen Universität Berlin zu absolvieren. Zusätzliche Module nebenher in „Bio-Physik“ sollen meine Selbstverwirklichung abrunden. Ich werde im Bereich der Luft- und Raumfahrt forschen mit der Spezialisierung in psychologisch-biomechanischen Technologien zur Verbesserung der Lebensbedingungen im interplanetaren und interstellarem Raum.
Das klingt wie eine unüberwindbare Strapaze mit vier Kindern, doch in meinen Ohren klingt es wie Musik. Ich sehe mich endlich glasklar. Ich spüre wie jede meiner Fasern, jede Zelle mit lebensbejahenden Impulsen durchströmt werden. Ich mache mich, mein Individuum, wahr und Verwirkliche mein Selbst, indem ich mit allem, was mich ausmacht, und meinem Horizont verschmelze. Es fühlt sich an wie eine Komplettierung, eine Fusion, ein monohumaner geistiger Urknall mit einem variierend expandierendem Potential an transzendierenden Bewusstseinszuständen. So stelle ich mir das Gefühl der Erleuchtung vor.
Ich halte Euch auf dem Laufenden.
Bis demnächst.
Eure Maria